WhatsApp Business im Unternehmen: Komfort oder DSGVO-Falle?

WhatsApp ist für viele Unternehmen ein unkomplizierter und direkter Kommunikationskanal mit Kunden. Doch hinter der bequemen Nutzung verbirgt sich ein ernstzunehmendes datenschutzrechtliches Dilemma. Dieser Beitrag beleuchtet die Unterschiede zwischen WhatsApp Business App und WhatsApp Business API, zeigt die Risiken auf und gibt praxisnahe Empfehlungen für Unternehmen, die auf Nummer sicher gehen wollen.

Die Ausgangslage

Viele kleine Unternehmen, Handwerksbetriebe oder Dienstleister möchten ihren Kunden die Kontaktaufnahme über WhatsApp ermöglichen – am besten über eine Festnetznummer. Die Einrichtung der WhatsApp Business App auf einem Smartphone ist schnell erledigt, und der Kunde kann unkompliziert Nachrichten schicken. So weit, so gut.

Doch kaum jemand denkt daran, dass WhatsApp Business standardmäßig auch Sprach- und Videoanrufe ermöglicht – ein Feature, das in vielen Fällen gar nicht gewünscht ist. Und auch datenschutzrechtlich ist die App alles andere als unproblematisch.

Das Problem mit der App

Die WhatsApp Business App ist technisch gesehen identisch mit der normalen WhatsApp-Version. Nachrichten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt, Meta (der Betreiber von WhatsApp) hat keinen Zugriff auf die Inhalte. Doch:

  • Es gibt keine Möglichkeit, Sprach- oder Videoanrufe zu deaktivieren.
  • Eine DSGVO-konforme Einwilligung des Kunden kann nicht aktiv eingeholt oder dokumentiert werden.
  • Die App lässt sich nicht automatisieren, d.h. eine KI-gestützte Beantwortung ist nicht möglich.

In der Praxis bedeutet das: Der Kunde kann anrufen, obwohl er es gar nicht soll. Und das Unternehmen kann im Streitfall nicht nachweisen, ob der Kunde der Verarbeitung seiner Daten durch WhatsApp wirklich zugestimmt hat. Abmahnungen durch Datenschutzbeauftragte oder Kanzleien sind nicht ausgeschlossen.

DSGVO: Was ist erlaubt – und was riskant?

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verlangt, dass du:

  1. Eine informierte Einwilligung der Nutzer einholst, bevor du personenbezogene Daten verarbeitest
  2. Den Nutzer über seine Rechte aufklärst (Widerruf, Auskunft etc.)
  3. Diese Einwilligung dokumentieren kannst

In der WhatsApp Business App ist das alles nicht vorgesehen. Es liegt also bei dir, diese Anforderungen kreativ und sauber umzusetzen – z. B. mit:

✅ Einer Hinweisnachricht beim Erstkontakt, wie z. B.:

„Mit Nutzung dieses Dienstes stimmen Sie der Datenverarbeitung gemäß DSGVO zu. Details: www.deine-domain.de/datenschutz“

✅ Ergänzend: Ein Eintrag im Kontaktformular auf deiner Website, mit Checkbox und Einwilligungstext.

Auf der einen Seite: Datenschutz und Verschlüsselung

  • Die WhatsApp Business App auf dem Smartphone nutzt – genau wie die normale WhatsApp – Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
  • Das heißt: Niemand außer dir und deinem Kunden kann die Inhalte lesen – auch nicht Meta (Facebook).
  • Klingt sicher – ist es im technischen Sinne auch.
  • Aber: Du hast keine Kontrolle, ob der Kunde personenbezogene Daten schreibt, und keine Möglichkeit, DSGVO-konform eine nachweisbare Einwilligung einzuholen.

👉 Datenschutzrechtlich wackelig – aber technisch sicher.

Auf der anderen Seite: Automatisierung und KI über die API

Die WhatsApp Business API (z. B. über Anbieter wie 360dialog) bietet all das, was sich moderne Unternehmen wünschen:

  • Keine Anruffunktion
  • Anbindung an CRM oder n8n
  • Automatisierte Antworten mit ChatGPT
  • Protokollierung, Tickets, Support-Routing

Aber:

Sobald du die API nutzt, gibt es keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mehr.
Die Nachrichten laufen über Server von Meta und sind technisch einsehbar – z. B. zur Analyse, zur Missbrauchserkennung oder zur Weiterverarbeitung durch Partnerdienste.

👉 Automatisch, flexibel – aber nicht vertraulich.

Das echte Dilemma:

Je mehr du automatisieren möchtest, desto weniger Datenschutz bleibt übrig.

VarianteEnde-zu-Ende verschlüsselt?Automatisiert nutzbar?DSGVO-konform umsetzbar?
WhatsApp Business App✅ Ja❌ Nein❌ Nur eingeschränkt
WhatsApp Business API❌ Nein✅ Voll✅ Mit AVV & Opt-in

Was bedeutet das konkret?

Wenn du sensible Daten über WhatsApp überträgst (z. B. Gesundheitsinfos, Adressen, Vertragsdaten), dann ist jede Automatisierung über die API hochproblematisch, da:

  • Meta auf die Inhalte zugreifen kann
  • Du keinen echten Schutzraum mehr bietest
  • Und Kunden in der Regel nicht wissen, dass ihre Nachricht über Drittsysteme läuft

Du verletzt also die Grundidee der DSGVO: Transparenz und Datensouveränität.

Lösung? Nur ein Kompromiss.

Das Dilemma lässt sich nicht auflösen – nur bewusst gestalten:

Wenn du Sicherheit willst:

  • Nutze die WhatsApp Business App,
  • vermeide sensible Inhalte,
  • und informiere den Kunden klar über Datenschutz & Widerrufsmöglichkeit.

Wenn du Effizienz willst:

  • Nutze die API über 360dialog,
  • schalte Anrufe ab,
  • hole vorher die Einwilligung ein,
  • und vermeide sensible Dateninhalte durch klare Regeln im Team.

Fazit: WhatsApp ist kein datensicherer Kanal – aber ein nützlicher

WhatsApp ist kein sicheres Medium im Sinne der DSGVO. Das gilt besonders dann, wenn die Kommunikation automatisiert und über Drittsysteme verarbeitet wird. Aber mit der richtigen Kombination aus Aufklärung, Einwilligung und Datenvermeidung kannst du WhatsApp dennoch verantwortungsvoll nutzen.

Keine Rechtsberatung: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle rechtliche Beratung. Für konkrete Fragen wenden Sie sich bitte an eine qualifizierte Rechtsberatung.

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